Was gibt es für Modelle/Denkansichten für den Prozess nach dem Tod?
1. Das Nihilistische Modell
Die universelle Existenz, das menschliche Bewusstsein und/oder der Geist, ist eine spontane, zufällige Entstehung aus einem Nichts und löst sich anschließend auch wieder ins Nichts auf. Evolution, als auch individuelles Leben, entstehen durch „Deterministische Zufälle“.
2. Das Materialistische Modell
Nach dem Tod existiert weder das Gehirn, noch die Materie weiter. Ebenso auch der Geist. Materie und Geist sind ihrer Natur nach zu verschieden, als dass Geist aus Materie entstehen könnte. Vielmehr ist der Körper etwas, durch das der Geist arbeitet.
3. Das Eternalistische Modell
Die Basis jeglicher Existenz ist fundiert auf einen Urgrund (=Eternity). Nach Monotheistischer Sichtweise, wird das Universum und das menschliche Leben aus einem schöpfenden und ewigen Gott oder einer Schicksalsmacht erschaffen. Je nach individueller Bewährung/Hingabe kommt der Mensch nach seinem Tod in den „Himmel“/“Paradies“ oder wird für die Ewigkeit in die „Hölle“ verdammt.
Nach dem Brahmanismus befinden sich die einzelnen Seelen in einer Kette von Wiedergeburten, die das letzliche Ziel anstreben, sich mit der ewigen Mutterseele (Atman/Urgrund) zu vereinen. Nach die Wiedergeburtenlehre entsteht die Welt nicht zufällig, noch durch Schicksale, oder durch einen Schöpfergott. Sie basiert auf die bedingten Faktoren von Ursache und Wirkung.
4. Das Buddhistische Modell
Jedes Bewusstsein steht im einzelnen mit sich selbst in Rückkopplung. Es handelt sich um eine kreisförmige Wiedergeburtenfolge. Jedes Bewusstsein entsteht als Wirkung eines vorherigen Bewusstseins und ist gleichzeitig als Ursache des nächsten Bewusstseins. Dies wiederholt sich ständig (Wiedergeburtenkreislauf) bis das Bewusstsein die Erlösung gefunden hat und nicht mehr wiedergeboren wird.
• Frühere Gedanken, Worte und Taten wurden zur Gegenwart; jetzige Gedanken, Worte und Taten werden zur Zukunft. Das jetzige Leben ist die Wirkung vorangegangener Leben und gleichzeitig die Ursache vom nächsten Leben.
• In jedem Moment säet man Samen (Karma als Ursache) für das nächste Leben. Die Geburt und der Tod sind Übergänge, aber nicht der Anfang und das Ende des Bewusstseins.
• Jedes Individuum ist für sich selbst verantwortlich für was er war und wird.
Wer oder was wird wiedergeboren?
Wenn wir den Geist mit einem Radiosender vergleichen, dann wäre der Körper der Radioempfänger. Der Sender ist stets stabil und fehlerlos. Er sendet Dauerhaft. Wenn der Radioempfänger funktionstüchtig ist, kann es den Sender gut Empfangen. Wenn das Radio aber kaputt ist, kann es folglich den Sender nicht empfangen. Der Sender ist dennoch da.
Genauso verhält es sich auch mit dem Geist und den Körper. Der Geist ist auf den Körper angewiesen, weil er durch ihn arbeitet. Wenn unser Körper beschädigt ist, kann der Geist nicht mehr fehlerfrei arbeiten. Der Geist ist also nicht „defekt“ oder löst sich nicht auf, wenn der Körper tot ist oder nicht existiert.
Der Geist ist ein anfangloser Strom von Momenten des Erlebens und Erfahrens, bei denen ein Moment den nächsten hervorbringt. Der Geist ist keine Materie, die zusammengesetzt wurde und ist deshalb nicht zerstörbar. Er endet nicht mit dem Tod, sondern es beginnt ein neuer Strukturierungsprozess von Eindrücken und Erlebnissen, die im Geist gespeichert sind. Der „neue“ Geist verbindet sich dann mit einem neuen Körper und es reift eine neue Person heran. Diese Person ist nicht genau dieselbe wie im vergangenen Leben, weil der Charakter und der Körper nicht genau derselbe wie vorher ist. Es ist aber auch nicht eine völlig andere Person, sondern eine Person, die mit dem Karma von der vorherigen Person verknüpft ist.

Woran glaubt man in der Wiedergeburtenlehre?
Der Geist bleibt über den Tod hinaus funktionstüchtig und kann zurück in einen Körper gelangen. Ein Bewusstsein, ein Geisteskontinuum, eine Strömung des Geistes, das/die weiter fließt, von Leben zu Leben. Der Mensch, ein fühlendes Lebewesen, besteht aus Körper und Geist. Der Körper ist vergänglich und dient nur als ein Medium, eine Hülle, das Bewusstsein zu beherbergen. Das Sterben bedeutet nicht das Ende, sondern nur eine Unterbrechung des geistigen Stromflusses. Die Wiedergeburt ist vergleichbar mit einem Kleiderwechsel.
Gibt es eine unsterbliche Seele?
Eine ewige Seele, ein „Selbst“ gibt es nicht (Lehre von den 5 Skandhas), sondern ein kontinuierlicher, fortgetragener Strom von Bewusstsein. (Geisteskontinuum).
Was geschieht im Sterbeprozess?
Der Sterbende hat von Zeit zu Zeit immer weniger Kontrolle über seinen Körper, Muskeln, Organen, Knochen etc. Alles Flüssige, Speichel und Urin, kommen aus dem Gleichgewicht. Die Lebensenergie fließt nach und nach aus den Füßen heraus. Die Körperwärme geht verloren und wird ausgehend in Richtung Herz immer kälter. Anschließend wird der Atem immer flacher und schneller bis er ganz aufhört.
Medizinisch betrachtet wäre der Mensch zu diesem Zeitpunkt tot. Doch buddhistisch gesehen ist nur der Körper tot, aber nicht der Geist. Während der Körper sich zu verwesen beginnt, stirbt zu jeder Stunde jedes der 6 Sinnesorgane (Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Empfindungen und Gedanken) und zuletzt das Mana- und Alaya-Bewusstsein.
Was geschieht nach dem Tod?
Der Geist verlässt den sterbenden Körper, verfällt in eine Art Ohnmacht, Verwirrung und Panik. Erst nach einigen Tagen erkennt er mit endgültiger Gewissheit, dass sein Körper tot ist. Der Geist kehr zu seinen Gewohnheiten wie zu Lebzeiten zurück und sucht bekannte Menschen und Orte auf, kann sie aber nicht berühren und mit ihnen kommunizieren. Dadurch entsteht noch mehr Verwirrung und Panik. Je nach Art der Anhaftung, Eindrücke und Erinnerungen aus dem vergangenen Leben, kann der Nahtod-Zustand sehr leidvoll sein.
Der Lebensdrang, der Wunsch einen neuen Körper zu haben, ist enorm groß. Der Geist wir durch die karmischen Kräfte innerhalb der ersten 49 Tage nach dem Tot wiedergeboren. Auf Grundlage vom Gesetz der Ursache und Wirkung, kann er bereits vor den 49 Tagen oder erst nach 49 Tagen in eine der sechs Daseinsbereiche vom Wiedergeburtenkreislauf eintreten.
Kann man seine Wiedegeburt ansteuern oder bestimmen?
Im Tibetischen Buddhismus gibt es die Praxis des Phowa, bei der man durch die Meditation das Bewusstsein während des natürlichen Sterbeprozesses steuert. Durch das erlangen von einem befreiten Zustand, kann man sich auf die Wiedergeburt in das Reine Land von Amitabha überführen. Hier sind die Gegebenheiten vorhanden, die karmischen Kräfte aufzulösen und den Wiedergeburtenkreislauf zu verlassen.
Erleuchtete Wesen (Buddhas und Bodhisattvas) sind nicht von diesem Prozess abhängig. Sie können den Sterbeprozess bewusst steuern und eine Wiedergeburt herbeirufen, um möglichst viele Lebewesen zu helfen und nützlich zu sein.
Gibt es Beweise für eine Wiedergeburt?
Als der 13. Dalai Lama verstarb, kündigte er bereits vorher seine Wiedergeburt an. Durch Orakelbefragunen und verschiedene Andeutungen sowie Testprüfungen wurde der 14. Dalai Lama gefunden. Weitere Inkarnationen von hohen Meistern wie tibetischen Lamas sind aufzufinden.
Es gibt viele Menschen, die sich an Erlebnisse aus ihren früheren Leben erinnern. Mitlerweile gibt es zahlreiche belegte Studien zum Thema Wiedergeburt.
Der Nachweis wird durch Übereinstimmung von Fakten erbracht, dass diese Menschen tatsächlich aus einer früheren Zeit und an einem bestimmten Ort gelebt haben.
„Wunderkinder“ deuten darauf hin, dass es ein früheres Leben geben muss. Sie können unmöglich in diesem Leben ihre besonderen Fähigkeiten erworben haben. Sie besitzen außergewöhnliche Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster.
Fazit
- Die Hauptursache von Leid ist die Unwissenheit und die damit verbundene Wiedergeburten in den sechs Daseinsbereichen durch unheilsame Karmas.
- Durch das Wirken von den Gedanken, Worten und das Handeln ist jeder ein Architekt seines eigenen Lebens. Dementsprechend ist auch jeder verantwortlich für die daraus resultierenden Ergebnisse und Konsequenzen.
- Unabhängig davon, ob man an die Wiedergeburten-Lehre glaubt oder nicht, sollte man versuchen, das Leben heilsam und sinnvoll zu gestalten.
- Wir müssen stets achtsam mit unseren Gedanken, Worten und Taten umgehen. Wir säen stets neue Ursachen und dessen Wirken.
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