Lebensrad (Rad des Werdens; Bhava-Cakra)
Die Darstellung vom Lebensrad dient als Meditationshilfe. Oftmals wird es als Mandala oder auf sogenannten Thangkas abgebildet. An Tempeln schmückt es meist die Außenwand der Vorhalle. Der Anblick vom Lebensrad soll ein Spiegel zum verschlüsselten Ausdruck seines Unbewussten abbilden und auffordernd wirken, das Leben zu ändern. Sie enthalten oftmals die gleichen Symbole und spiegeln inhaltlich ein Shema der Wiedergeburtenlehre wieder. Im Radkranz wird die zwölfteilige Kette des Bedingten Entstehens abgebildet. Auf Grundlage dessen entsteht ein ewiger Kreislauf der Wiedergeburt.
Das Rad der Wiedergeburt wird von „Yama“ (Herr über den Tod) umklammert. Dies symbolisiert die Zeit mit ihrem verschlingenden und ewigen Aspekt.
Oben rechts ist Buddha Siddharta Gautama abgeblidet, der den Weg zur Befreiung zeigt (er zeigt auf den Vollmond). Oben links ist Buddha Amitabha mit dem Reinen Land abgebildet. Praktizierende der Reinen Land-Schule streben an in diesem Bereich wiedergeboren zu werden, wo die Bedingungen für einen freien Geist bestehen, um von hier aus die Befreiung aus dem Lebensrad zu erlangen.

Durch das Wirken von karmischen Kräften entsteht der leidhafte Wiedergeburtenkreislauf (Samsara). Einen Weg zur Befreiung aus diesem Kreislauf, bemüht sich jeder Praktizierende der buddhistischen Anschauung. Zur Verwirklichung der Befreiung bedienen sich verschiedene Traditionen und Kulturen unterschiedlicher Mittel und Techniken. Durch die individuellen karmischen Bedingungen jedes Einzelnen entstehen verschiedene Persönlichkeiten, Bindungen, Anhaftungen und Verbindungen. Demnach muss jeder einzelne Praktiken finden, die ihm dabei behilflich sein können die karmischen Bindungen aufzulösen, um die Erlösung aus dem Lebensrad herbeizuführen.

Mara wirkt als Figur der weltlichen Versuchung und wird oftmals mit dem christlichen Teufel verglichen. Metaphorisch steht Mara für „Das, was Leiden verursacht“. In diesem Sinne repräsentiert er auch die fünf Skandhas, die eine Anhaftung an ein weltliches, nicht erleuchtetes Dasein binden. Mit Hilfe seiner drei Töchter „Rati“ (Die Lust), „Arati“ (Die Unzufriedenheit) und Tanha (Die Gier), haben sie den historischen Buddha Siddhata Gautama vor der Erleuchtung hindern wollen.
Erster Kreis (Radnabe)
Im Zentrum vom Lebensrad befinden sich die drei Wurzelgifte: Gier, Hass und Verblendung. Diese Geistesgifte binden die leidenden Wesen an den Wiedergeburtenkreislauf (Samsara). Alleine durch die Realisierung, Überwindung und Vernichtung dieser Gifte ist es möglich aus dem Samsara auszutreten und die Erlösung zu bewirken (Nirwana). Die Geistesgifte werden metaphorisch durch Tiere symbolisiert, die sich gegenseitig jagen.
• Hahn: Gier (Prinzip der Anziehung)
• Schlange: Hass (Prinzip der Abstoßung)
• Schwein: Verblendung (Prinzip der eingeengten Sichtweise)

Zweiter Kreis
Im zweiten Kreis wird durch die rechte, dunkle Hälfte der karmische Abstieg, in die unteren drei Daseinsbereiche symbolisiert. Durch die linke, helle Hälfte wird der Aufstieg, in die drei oberen Daseinsbereiche dargestellt. Auf Grundlage von Ursache und Wirkung haben wir einen direkten Einfluß auf unser Karma.
Dritter Kreis (Sechs Daseinsbereiche)
Im dritten Kreis werden die sechs Daseinsbereiche dargestellt. Je nach der Qualität unserer Taten und Tatabsichten, werden wir durch unsere karmischen Ursachen in einer dieser Welten oder Existenzformen wiedergeboren. Buddhas und Bodhisattvas sind bemüht, das Leid der Wesen in den Daseinsbereichen zu erleichtern und durch das Lehren des Dharmas, die Erlösung jedes einzelnen herbeizuführen.
• Bereich der Götter
• Bereich der Asuras (Halbgötter)
• Bereich der Menschen
• Bereich der Tiere
• Bereich der Pretas (Hungergeister)
• Bereich der Höllenwesen
Bereich der Götter:
Der Bereich der Götter klingt ganz verführerisch. Er gehört zu den oberen Daseinsbereichen und steht für die Illusion des ewigen Glücks. Durch eine hohe Ansammlung von Verdiensten, wird man hier hinein geboren. Allerdings ist die Gefahr durch Stolz und Leichtsinn sehr hoch von hier aus in die niedrigen Daseinsbereiche zu fallen.


Bereich der Asura (Halbgötter):
Asuras stehen im stetigen Kampf und Streit mit den Götterwesen. Die Wurzeln vom „Wunschbaum“ befinden sich auf der Seite der Titanen. Die Baumkrone mit den reifen Früchten hingegen, auf der Seite der Götter. Voller Neid kämpfen sie um den Besitz des Baumes. Sie werden durch Eifersucht, Hass und Neid getrieben. Auch Asuras haben eine hohe Ansammlung von Verdiensten. Dieser Bereich gehört zu den drei höheren Bereichen.
Bereich der Menschen:
Menschen leiden durch ihren Egoismus und den Leidenschaften an Krankheit, Alter und Tod. Hier bestehen die besten Bedingungen, um mit dem Zugang zum Dharma, eine Befreiung aus dem Lebensrad zu erlangen (=Nirvana). Der Bereich der Menschen gehört zu den drei oberen Daseinsbereichen.


Bereich der Tiere:
Durch die Ansammlung von Unwissenheit und Willensschwäche, werden wir in den Bereich der Tiere wiedergeboren. Als Tier erfährt man das Leid gejagt und verspeist zu werden. Buddhas und Bodhisattvas mit einem Schwert, symbolisieren das Zerschneiden und Zerstören der Unwissenheit durch den Dharma. Der Bereich der Tiere gehört zu den unteren drei Daseinsbereichen.
Bereich der Pretas (Hungergeister):
Pretas besitzen lange, dünne Hälser und runde Bäucher. Sie können keine Nahrung oder Flüssiges zu sich nehmen und müssen ihre Lebenszeit unter Hunger und Durst leiden. Durch eine hohe Ausprägung von Gier wird man in diesen Daseinsbereich wiedergeboren. Um der Gier und dem Geiz entgegenzuwirken, kann man sich in der Freigebigkeit üben. Buddhas, Boddhisattvas oder auch buddhistische Mönche und Nonnen übermitteln diesen leidenen Wesen ihre Verdienste und lehren den Dharma, um den Pretas dabei zu helfen aus diesem Bereich austreten zu können.


Die Hölle:
Hier befindet sich der unterste Daseinsbereich. Lebewesen in diesem Bereich erleiden die schlimmsten Qualen. Der Daseinsbereich der Hölle lässt sich weiterhin in drei Bereiche unterteilen. In einem Bereich leidet man unter Hitze, in dem anderen Bereich leidet man unter Kälte. Der tiefste Höllenbereich nennt sich „Avici“ (ohne Wellen, ohne Stillstand, ohne Erholung, ohne Ruhepause, kein Refugium, Tiefpunkt). Wer schwerwiegende Verbrechen (absichtliche Schisma der Sangha, Vatermord, Muttermord, Blutvergießen eines Buddha oder töten eines Arhat) landet in der Avici-Hölle.
Vierter Kreis - Zwölfgliedrige Kette des Bedingten Entstehens
Verschiedene Daseinsfaktoren bestimmen das Leben jedes Wesens. Sie werden als zwölf Glieder (nidana) einer Kette beschrieben, die einen immer wieder in den Kreislauf von Geburt und Tod hineinziehen. Jeder einzelner Faktor von den zwölf Gliedern steht nicht alleine als Ursache. Sie bedingen sich gegenseitig und wirken auf das nächst stehende Glied.
1. Unwissenheit/Ignoranz (Skt. avidya): Bezieht sich auf die Unwissenheit von den Vier Edlen Wahrheiten und den unpersönlichen Vorgang vom Bedingten Entstehen. Aus der Unwissenheit entsteht
2. Bildung/Gestaltung/Formation/Vorbereiung/Tatabsicht (Skt. samskara): Es handelt sich um Formationskräfte, die heilsam (Skt. kusala), unheilsam (Skt. akusala) oder neutral (weder heilsam, noch unheilsam) sein können. Samskara ist das Fundament für das
3. Bewusstsein (Skt. Vijnana): Durch das Bewusstsein entsteht das Potenzial einer erneuten Identifikation.
4. Geistigkeit und Körperlichkeit (Skt. namarupa): „nama“ steht für den Geist und „rupa“ für die Form. Geist und Körper stehen in bedingter Abhängigkeit und bilden das Neugeborene. Es entstehen die
5. Sechs Sinnestore (Skt. sadayatana): Augen (Sehen), Ohren (Hören), Nase (Riechen), Zunge (Schmecken), Körper (Tasten) und Geist (Denken). Mit den sechs Sinnestoren entsteht ein
6. Kontakt (Skt. sparsa): Durch die Abhängigkeit vom Sinnesorgan zum Geist und den Sinnesobjekten/Geistesobjekten entsteht ein Objektbewusstsein. Das Zusammentreffen dieser drei Aspekte bezeichnet man als Kontakt (sparsa) und bewirkt
7. Drei Arten von Empfindung (Skt. vedana): Angenehm, unangenehm und weder angenehm, noch unangenehm. Aus der Empfindung entwickelt sich ein
8. Begehren, Verlangen (Skt. tarsa): Es handelt sich um einen „Durst“, eine „Gier“, ein „Verlangen“ nach dem „Sein“, nach dem „Werden“, nach „Identifikation“. Der Geist manifestiert eine „Ich-will“ oder „Ich-will-nicht“ Einstellung. Auf Grundlage des Verlanges entsteht
9. Anhaften, Denken, Ergreifen, Identifizieren (Skt. upadana): Das Bewusstsein prägt ein „Ich“ und „Mein“ mit tiefgründigen Gründen des Begehrens. Es bildet sämtliche Gedanken, Ideen, Konzepte und Vorstellungen. Die führt zu einem
10. Werdeprozess/gewohnheitsmäßige Tendenzen (Skt. bhava): Karmische Handlungen (kamma-bhava) und dessen Wirkung (upapatti-bhava) sind eine kumulierte Summe von gewohnheitsmäßigen Reaktionen. Diese führen zur
11. Geburt (Skt. jati): Es entsteht eine Handlung, die gedanklich, verbal oder körperlich sein kann. Beim ergreifen einer neuen Existenz (Wiedergeburt) nimmt das Bewusstsein die Form der Existenz an und legt sich in einer Spezies, Klasse oder Kaste fest. Durch die Geburt entsteht
12. Alter und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Betrübnis und Verzweiflung (skt. jaramaranasokaparidevaduhkhadaurmanasyopayasah).
Zur weiteren Analyse und Verständnis der zwölfgliedrigen Kette, kann man sie unter verschiedenen Aspekten betrachten:
Zeitlich: 1-2 gehören zum vorangegangenen Leben. 3-10 bilden das aktuelle Leben (3-7 Bedingungen, 8-10 Früchte). 11-12 sind das zukünftige Leben.
Funktional: 2-3 Potentiale, 4-7 unpersönliche Eigenschaften von Körper und Geist. 8-11 persönliche Aspekte.
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