Fünf Skandhas

Buddha: „Ihr Mönche! Alle Aggregate, vergangene, künftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gewöhnliche oder edle, ferne oder nahe: die wird die Gruppe ‚Körperlichkeit‘ genannt.“ Samyutta Nikaya (22,48)

Existiert denn ein „ICH“, ein „SELBST“, eine „Eigenexistenz“? 

Wenn ja: Kann es selbstbestimmend und unabhängig sein? 

Wenn nein: Wer ist es denn die Person, die lebt, denkt, isst, schläft, sich freut, sich unwohl fühlt, trauert, leidet und letztendlich wiedergeboren wird?

Innerhalb der Skandhas, gibt es keinen Wesenskern, keine unveränderliche Seele (Atman), sondern nur die Fortdauer der Erfahrung, des Energieflusses, des Karmas. 

 

Die fünf „Skandhas“ (sanskrit) à Gruppen der Anhaftung, bezeichnet im Einzelnen die Empfindungen des materiellen Körpers mit seinen Sinnesorganen, Gefühle, Wahrnehmung, Geistesformationen und schließlich das Bewusstsein. Die Skandhas werden auch Gruppen der Aggregate, Daseins-/Aneignungsgruppen, oder Zusammenhäufungen genannt. Einer der größten Hindernisse, auf dem Weg zur Befreiung oder Erleuchtung, ist unser Festhalten an die Phänomene und Illusionen. Durch die Anhäufung verschiedener Faktoren, entsteht eine Persönlichkeit, die wir oftmals als unveränderlich, festen Körper mit Geist oder Seele wahrnehmen. Durch das Verständnis der 5 Skandhas, erkennen wir, dass die Persönlichkeit nur eine kumulierte Vielfalt von Einzelteilen ist. Diese Einzelteile, lassen sich des weiteren, in eine Vielzahl von weiteren Aspekten unterteilen.

In diesem Blogeintrag geben wir dir einen Überblick über die einzelnen Skandhas (Form/Rupa, Gefühle/Vedana, Wahrnehmung/Samjna, Geistesformation/Samskara, und die Bewusstsein/Vijnana) ein und erklären dir die Daseinsmerkmale (Vergänglichkeit, Leiden und Nicht-Selbst), die den Skandhas unterliegen.

 

Gruppe materieller Persönlichkeitsbestandteile

1. Gruppe der körperlichen Faktoren (Rupa)

Voraussetzung für das Entstehen körperlicher Form sind die vier großen Elemente.

 

Gruppe nichtmaterieller Persönlichkeitsbestandteile:

2. Gruppe der Gefühlsfaktoren (Vedana)

3. Gruppe der Unterscheidungsfaktoren (Samjna)

4. Gruppe der Geistesfaktoren (Samskara)

5. Gruppe der Bewußtseinsfaktoren (Vijnana) 

Voraussetzung für das Entstehen von Empfindung, Wahrnehmung, Geistesformation und Bewusstsein ist ein Kontakt zwischen einem Sinnesobjekt und dem entsprechenden Sinnesorgan.

1. Körperliche Faktoren (Skr. Rupa/Viet. Sắc)

Der materielle Körper und alle anderen materiellen Phänomene (Gegenstände, Pflanzen, Tiere etc.) bestehen aus den vier großen Elementen und fallen unter den Begriff Ursächliche Form:  

• Erde (Festes)

• Wasser (Flüssiges)

• Wind (Bewegung) 

• Feuer (Wärme)

Alles was durch unsere Sinnesorgane wahrgenommen werden kann, fällt unter den Begriff Bewirkte Form:

Auge (Zwölf Arten von Farbe)

• Ohr (Acht Arten von Klang)

• Nase (Vier Arten von Geruch)

• Zunge (Sechs Arten von Geschmack)

• Tastorgan (Elf Arten von Körpergefühl)

• Geist (Fünf Formationen des Geisbewußtseins

2. Gefühlsfaktoren (Skr. Vedana/Viet. Thọ)

Das Wesensmerkmal einer „Empfindung“ ist das „Erleben“. Empfindungen entstehen durch Reize und werden als angenehm, unangenehm oder neutral wahrgenommen. Die Empfindungen sind an den sechs Sinnesorganen (Kontaktorgane) gekoppelt. Sie sind die erste relative Reaktion und Bezugnahme auf die Körperlichen („Form“) Faktoren, die Impulse erzeugen. Wir erleben ein Objekt und erzeugen dadurch eine Empfindung.

Die Gefühlsfaktoren lassen sich unterteilen in:

1. Absolute Gefühle: Furchtlosigkeit, Freude und Mitgefühl sind Bestandteile der Natur des Geistes.

2. Relative Gefühle: Alle anderen Gefühle, die aus Bedingungen entstehen.

3. Unterscheidungsfaktoren (Skr. Samjna/Viet. Tưởng)

Auf Grundlage der Sinneseindrücke wird ein Sachverhalt in der Gesamtheit seiner Bestandteile und Eigenschaften erfasst. Mit dem Erleben der Sinne zur Außenwelt, entsteht eine konzeptuelle Verarbeitung und Einteilung. Es entsteht eine tiefere und komplexere Beleuchtung des Objektes: Wahrnehmung, Identifikation und Unterscheidung (sanna)

4. Geistesfaktoren (Skr. Samskara/Viet. Hành)

Alle positiven, negativen und veränderbaren Zustände im Geist, bezeichnet man als Geistefaktoren. Diese Gruppe hat eine wichtige Bedeutung für die Anhäufung von Karma. Der Wille, die Absicht, die Entscheidung, das Handeln führen zum Karma. Sie sind nicht nur bezogen auf dieses, sondern auch alle vorangegangene Leben. Wenn sich die Wahrnehmung im Wollen (Haben-Wollen oder Nicht-Haben-Wollen) manifestiert, entsteht daraus willentliche Handlung mit karmischen Folgen. Es entsteht eine Hinwendung oder Ablehnung mit Einstellungen und Ansichten. Dadurch bildet sich ein Charakter. 

5. Bewußtseinsfaktoren (Skr. Vijnana/Viet. Thức)

Durch die Ansammlung der aufgelisteten beschriebenen Gruppen der Anhaftung/Skhandhas entsteht die Summe der Bewußtmachung.

Durch unser Bewusstsein können wir im weitesten Sinne unsere körperlichen Empfindungen mit unseren Sinnesobjekten wahrnehmen: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Denken. Bewußtsein ist immer eine Reaktion auf ein Objekt.

In der Wiedergeburtslehre spielen diese fünf Skandhas eine wichtige Rolle, denn sie existieren nach dem physischen Tod weiter und suchen sich eine neue Lebensform aus, d.h. ein neuer Körper mit dem „Karma“ einer vorigen Existenz. Die Ursache für das entstehen der Skandhas sind die karmischen Kräfte und die Geistesgifte.

Die drei Daseinsmerkmale

1. Vergänglichkeit „Anitya“ (Vô Thường) 

    • Alle Dharmas, Phänomenen und Erscheinungen sind unbeständig, den sie sind dem Verfall unterworfen. 
    • Alles, was entsteht, vergeht auch. In jedem Augenblick findet die Veränderung statt. 
    • Es gibt nichts, das unveränderlich oder ewig wäre.
    • Aufgrund der Unbeständigkeit aller Dharmas ist jedes Festhalten zum Scheitern verurteilt. 
    • Durch Festhalten entsteht Leid, Frustration, das Gefühl der Unzulänglichkeit. 

    – Einsicht über Vergänglichkeit und das Loslassen üben.

    2. Leiden „Dukkha“ (Khổ)

      • Dukkha wird oft nur als „Leiden“ übersetzt
      • Umfasst aber alle körperlichen, emotionalen und mentalen Beeinträchtigungen, die zu Frustration, Unzulänglichkeit, Unwohlsein und Unbeständigkeit führen.
      Drei Aspekte von Dukkha:
      a) Das offensichtliche Dukkha (dukkha-dukkha): Geburt, Altwerden, Krankheit, Tod, Trennung von Geliebtem, Zusammensein mit ungeliebtem, man bekommt nicht das was man begehrt. 
      b) Das vergängliche Dukkha (viparinama-dukkha), das durch Veränderung bzw. Unbeständigkeit der Dinge entsteht. 
      c) Das existenzielle Dukkha (samskara-dukkha), das mit bedingten Daseinsvorgängen verbunden ist.

      Dukka und Anitya

        • Menschen klammern sich an das Selbst und streben nach der Befriedigung der Bedürfnisse.
        • Sie suchen das Angenehme und meiden das Unangenehme.
        • Sie versuchen das Angenehme festzuhalten, zu bewahren und zu besitzen. Doch alles ist vergänglich.
        • Dadurch entsteht Leiden (Unmut, Enttäuschung, Unzufriedenheit, Frust, etc.)
        • Dukkha steht im Zusammenhang mit den fünf vergänglichen Daseinsfaktoren (Skandhas)
         

        Dukkha und Anatman

          • „Ich“, oder etwas Persönliches, anzunehmen, ist buddhistisch nicht vertretbar.
          • Es gibt kein permanentes Selbst, keinen unveränderlichen Wesenskern und keine unsterbliche Seele.
          • Die Illusion von einem „Ich“, ist nur ein Zusammenkommen der fünf Skandhas, die sich ständig verändern.
          • Die Skandhas unterliegen stets der Veränderung und werden auf Grundlage dessen, mit Dukkha gleichgesetzt. Nichts Vergängliches kann dauerhafte Zufriedenheit bringen.
          • Gedanken verändern sich, emotionale Reaktionen tauchen auf und vergehen wieder. Auch Dinge haben kein eigenständiges, dauerhaftes Selbst. Sie sind nur durch „Bedingte Faktoren“, einer Vielzahl von Ursachen und Bedingungen, entstanden.

          Fazit:

          • Was unbeständig ist, ist Leiden; was Leiden ist, ist Nicht-Selbst; was Nicht-Selbst ist, das ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.
          • Durch Einsicht in die Wirklichkeit von Dukkha, Anitya und Anatman sollen mithilfe der buddhistischen Praxis alle Vorstellungen von „Ich“, „Mein“, „Mich“ losgelassen werden und zum Glück führen. à Leidbefreiung. Folglich erlischt die Identifikation und Anhaftung an die fünf Skandhas und das Leid endet.

          Vorgeschlagene Praxis

          • Niederwerfungen (Lạy Phật)  
          • Reue-Bekenntnis (Sám hối)  
          • Freigiebigkeit (Bố thí)  
          •  Meditation (Thiền)

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          Kategorien: Dharma

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